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Verdrehte Konturen

Irritationen – das ist es, was die eleganten Objekte des Bildhauers Winni Schaak beim ersten Anblick auslösen. Als ein Meister der Perspektive überrascht er mit unerwarteten Ansichten und verblüfft in seiner Materialwahl. Wo der erste Blick auf die rostrote Farbigkeit der aufwendig behandelten Oberflächen warmes Holz vermuten lässt, erweist sich das Material als kühler Cortenstahl. Wo scheinbar eine senkrechte oder horizontale Linie verläuft, verblüffen gebogene und verdrehte Konturen den Betrachter. Die um ein Vielfaches gebrochene Perspektive stellt zusammen mit der geschwungenen Linienführung, den leicht gewölbten Flächen und der geringen Tiefe der Körper die menschlichen Sehgewohnheiten raffiniert auf den Kopf.

In seiner neuesten Entwicklung, den extrem flachen Wandskulpturen, geht der Bildhauer mit diesen reliefartigen Plastiken an die Grenze des Machbaren von Material und Form. Die Skulptur wird so flach konzipiert, dass sie eher einer Fläche gleicht als einem Hohlkörper. Drehbar gelagert führt sie dem Betrachter eindrücklich die perspektivischen Veränderungen und optischen Täuschungen des Auges vor. Es ist der vorläufige Endpunkt einer Schaffensphase aus schier unendlichen Variationen der Grundformen Rechteck und Würfel, die in ihrer skulpturalen Vielfalt faszinieren und durch Reduktion und Ausgewogenheit eine einzigartige Eleganz ausstrahlen. Wohlüberlegte Proportionen, perfekte Linienführungen und eine nuancierte Oberflächenbehandlung sowie das hochwertige Material Cortenstahl lassen die Skulpturen von Winni Schaak mit ihrer minimalistischen Formensprache zu hochästhetischen Kunstwerken werden.

Petra Severin
Kunsthistorikerin, Lübeck, 2014



Zweidimensionale Dreidimensionalität

Gerade Kanten, spannungsvolle Bögen, gewölbte und ebene Flächen kennzeichnen Winni Schaaks minimalistische Körper. Seine Formen sind klar und ausgewogen. Teils erinnern sie an Gebäude, teils an Kreaturen. Winni Schaaks kleinformatige wie auch seine monumentalen Schweißkonstruktionen wirken kraftvoll und leicht zugleich, und dass trotz der Schwere ihres Materials: Bronze oder Edelstahl, meist aber der wetterbeständige Cortenstahl. Dessen feinporige, gerostete Oberfläche hat eine warme, lebendige Ausstrahlung.

Die kubischen Formen der Kopfkartons erhalten durch Biegungen, Drehungen und Durchbrechungen eine enorme Komplexität. Jede Fassung überrascht den Betrachter mit unerwarteten Ansichten. Die Körper irritieren, lassen sich nicht erklären. Horizontale und vertikale Geraden tauchen nicht auf, statt dessen sind die Linien und Flächen der Kopfkartons wie auch bei der Serie Perspektiv und Spalt aus dem rechten Winkel gekippt. Winni Schaak spielt mit der Perspektive, lässt seine räumlichen Körper als Fläche erscheinen – erreicht damit eine zweidimensionale Dreidimensionalität.

Cornelia Wichtendahl
Kunsthistorikerin, Berlin, 2013